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  • Kräne stehen auf einer Baustelle für das neue Schwarz Digits Rechenzentrum. Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau soll eines der größten und nachhaltigsten Rechenzentren in Deutschland entstehen.
  • Christian Müller (l) und Rolf Schumann, CO-CEOs von Schwarz Digits, stehen bei der Festveranstaltung zum Spatenstich für das neue Schwarz Digits Rechenzentrum auf der Bühne. Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau soll eines der größten und nachhaltigsten Rechenzentren in Deutschland entstehen.

Schwarz-Gruppe baut für elf Milliarden Euro Rechenzentrum in Lübbenau

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Lübbenau bekommt ein Rechenzentrum. Heute ist dafür der erste Spatenstich gesetzt geworden. Bauherr ist die Schwarz Gruppe – die Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland. Errichtet wird eine  Art Campus mit sechs voneinander unabhängigen Modulen. Damit soll eine hohe Zuverlässigkeit am Standort ermöglicht werden. Erste Kapazitäten will das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2027 bereitstellen. 

Der Konzern sieht in Brandenburg einen strategisch geeigneten Standort.   Ein besonderer Vorteil sei die unmittelbare Nachbarschaft zum Heizkraftwerk der Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau, das die Abwärme des Rechenzentrums nutzen könne. 

Insgesamt elf Milliarden Euro investiert die Schwarz-Gruppe innerhalb der nächsten fünf bis 15 Jahre in das Schwarz Digits Datacenter im Spreewald. Es handele sich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte, sagt Christian Müller, Co-Vorstandschef von Schwarz Digits, der Digital-Sparte des Konzerns. Zweieinhalb Milliarden gingen in den Bau, der Rest in die IT-Infrastruktur. Staatliche Förderung gebe es nicht. 

 Bis Ende 2027 soll der erste Bauabschnitt mit drei Modulen fertiggestellt werden.  Die Schwarz-Gruppe kann dabei die Infrastruktur nutzen, die einst für ein Braunkohlekraftwerk gebaut wurde. Das Kraftwerk wurde im Sommer 1996 stillgelegt. Die Anbindung an das Stromverteilung- und Übertragungsnetz ist aber noch vorhanden und intakt. Für den Standort Lübbenau spricht, dass es dort eine exzellente Stromversorgung gibt. Gut versorgt ist die Stadt auch mit einer Glasfaseranbindung. So betreibt die Deutsche Telekom einen größeren Verteilknoten in der Lübbenauer Neustadt.  

Die Anlage wurde mit einer Anschlussleistung von zunächst rund 200 Megawatt geplant. Sie wird nach Angaben des Unternehmens im Regelbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Bis zu 100.000 KI-Spezialchips (GPUs) können somit künftig im Rechenzentrum in Lübbenau installiert werden. Zum Vergleich: Das neue Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom und Nvidia derzeit in München bauen, soll mit 10.000 GPUs laufen. In dem Rechenzentrum in Lübbenau sollen die Spezialchips auch für das Training großer KI-Modelle eingesetzt werden. 

Die Schwarz-Gruppe verfolgt mit seinen Rechenzentren eine ähnliche Strategie wie der weltweit größte Online-Händler Amazon. Mitte der 2000er-Jahre begann Amazon damit, eigene IT-Infrastruktur auch extern als Service anzubieten. Heute sind die Amazon Web Services (AWS) weltweit führend im Bereich Cloud-Infrastruktur - noch vor Microsoft Azure und Google Cloud. 

Cloud bedeutet, dass Speicherplatz, Datenbanken und verschiedenste Rechenleistungen aus vernetzten Rechenzentren über das Internet angeboten werden. Cloud-Anwender müssen sich dabei nicht selbst um die Wartung der Hard- und Software kümmern.

„Ich versuche, den Menschen klarzumachen, dass sie gar nicht merken, wie viel sie schon in der Cloud arbeiten“, sagt Rolf Schumann, Co-CEO von Schwarz Digits. „Wenn sie mit künstlicher Intelligenz arbeiten und damit ein Gedicht schreiben, dann kommt das aus dem Rechenzentrum – mit einem KI-Algorithmus, der dort ausgeführt wird.“ 

Als Muttergesellschaft von Kaufland und Lidl ist die Schwarz-Gruppe selbst ein großer IT-Anwender. Die beiden Supermarktketten haben in den vergangenen Jahren ihr Filialnetz stetig ausgebaut. Insgesamt betreiben sie nun rund 14.200 Geschäfte in 32 Ländern. Die Gruppe beschäftigt inzwischen etwa 595.000 Mitarbeiter. Die Speicher und Rechenleistung sollen auch externen Kunden angeboten werden. Die Kunden sind laut Schumann größtenteils deutsche Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch Softwareunternehmen wie zum Beispiel ServiceNow oder SAP. 

Von dem Großprojekt erhofft sich die Stadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz neben der Nutzung der industriellen Abwärme auch Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Dabei werden im Datacenter mehr Computer als Menschen arbeiten: „Im Rechenzentrum konkret entstehen wenige Hundert Arbeitsplätze“, sagte Schumann. „Aber drumherum werden weitere Arbeitsplätze entstehen, weil solche digitalen Initiativen ein neues Geschäft generieren.“ (dpa/red)