Party in Dresden: Dynamo-Fans empfangen Aufsteiger
Dresden feiert seine Aufstiegshelden! Mehr als 20.000 Fans der Sportgemeinschaft haben sich am Sonntagnachmittag am Terrassenufer versammelt, um Dynamo hoch leben zu lassen.
Ein schwarz-gelbes Meer begrüßte die Mannschaft, die kurz nach 14 Uhr auf einem Paradetruck auf das Party-Areal gefahren kam. Es gab Sprechchöre, Bierduschen und jede Menge ausgelassene Stimmung. Gefeiert wurde bis in den späten Nachmittag hinein.
Polizei sichert Party ab - Zwei Mädchen verletzt
Bei der Aufstiegsfeier wurden wiederholt Bengalos, Rauchtöpfe und Raketen gezündet. Zwei Mädchen (9, 14) erlitten leichte Verletzungen. Weiterhin wurde ein Mann (37) auf dem Terrassenufer von mehreren Männern geschlagen und verletzt.
Der 37-Jährige hatte zuvor einen Platzvereis bekommen, weil er Flaschen zerbrach und Umstehende beleidigte. Diesem war er zunächst nachgekommen, dann aber wieder zurückgekehrt. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen der Körperverletzungsdelikte aufgenommen. Es waren 186 Beamte im Einsatz. Die Dresdner Polizei wurde von der Bereitschaftspolizei Sachsen unterstützt.
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Der Stolz einer ganzen Region: Dynamo wieder zweitklassig
Die Spieler schlugen beim Abpfiff die Hände vors Gesicht, auf der Bank fielen sich alle um den Hals, die Fans stürmten den Platz, Tränen der Erleichterung flossen in Strömen: Der Aufstieg von Dynamo Dresden in die 2. Fußball-Bundesliga sprengte alle emotionalen Fesseln, die seit Wochen um den noch immer beliebtesten Ost-Club gelegt zu sein schienen.
Im dritten Jahr nach dem Abstieg hat es Schwarz-Gelb nun endlich geschafft. Wohl nie zuvor wurde eine Niederlage bei einem Abstiegskandidaten so bejubelt wie das 0:1 bei Waldhof Mannheim. Auch weil die gelb-schwarze Konkurrenz von Alemannia Aachen den Mitaufstiegs-Anwärter 1. FC Saarbrücken 4:2 bezwang.
Damit machten die Aachener nicht nur Dynamo zum Zweitligisten, sondern auch Arminia Bielefeld gleich mit. Der DFB-Pokalfinalist, der am Sonntag durch ein 2:1 in Unterhaching die Tabellenspitze übernahm, trägt am nächsten Samstag noch ein Fernduell mit den Dresdnern um den Drittliga-Meistertitel aus. Wobei der wohl beiden Teams einigermaßen egal sein dürfte, da außer der Meisterschale und einem neuen Eintrag auf dem Briefkopf kein weiterer Anreiz damit verbunden ist.
Erleichterung pur trotz Inkonstanz
„Herzlichen Glückwunsch, wirklich! Wir haben’s gerockt! Auch Chapeau an euch, was für eine Saison ihr gespielt habt, im DFB-Pokal. Wir können wirklich stolz sein, seid stolz und genießt es. Genießt jede einzelne Sekunde“, sagte Dynamos Mittelfeldspieler Vinko Sapina bei „MagentaSport“ und schickte damit Grüße an seine Freunde bei Arminia.
„Wir haben die letzten Wochen schon gemerkt, wie angespannt alle sind. Wir haben dieses Jahr nicht ganz so offensiv ein Ziel formuliert. Aber der Anspruch, beziehungsweise der Wunsch war, den Sprung zu schaffen. Umso näher das Saisonende rückt, auch mit dem Sieg in Saarbrücken (4:1), wo sicherlich ein wichtiger Schritt gegangen wurde. Da ist seit drei Wochen die Anspannung da, weil jeder erwartet, dass man den Sprung auch schafft. Dann fällt ganz viel ab und dann müssen Gefühle auch mal raus“, sagte Dynamo-Geschäftsführer David Fischer bei „MagentaSport“.
Zweimal hatte Dynamo in den vergangenen beiden Jahren den Aufstieg auf der Ziellinie beziehungsweise mit einer katastrophalen Rückrunde verspielt. Auch in dieser Saison lief es im Frühjahr alles andere als rund, nur war in dieser 3. Liga diesmal ohnehin alles möglich. Das einzig Konstante war die Inkonstanz aller Mannschaften. Wobei die Dresdner nicht unverdient in die 2. Bundesliga aufsteigen. An 31 von 38 Spieltagen standen sie auf einem Aufstiegsrang, die schlechteste Saisonplatzierung war Rang sechs nach der elften Runde.
Sensationelle Unterstützung durch Fans
„Ich würde mir für den Verein wünschen, dass man sich nun in der zweiten Liga etabliert. Dass man einen Weg findet, um stabil zu bleiben“, sagte Stürmer Stefan Kutschke im MDR. Er verwies auf die Power, die es rund um den Verein gibt. 28.899 Fans im Schnitt waren bislang bei den Heimspielen dabei, das entspricht einer Auslastung von 89 Prozent des Rudolf-Harbig-Stadions.
Auch zu den Auswärtsspielen reisten zigtausend Dynamo-Anhänger mit, das Gäste-Kartenkontingent war nahezu immer komplett vergriffen. „Das macht den Verein irgendwo einzigartig. Du siehst, was du für eine Power hast, nicht nur in der Stadt, sondern auch in der ganzen Region“, betonte Kutschke.
Wenn es eines Beweises für diese Worte bedurft hätte, die Dynamo-Fans lieferten sie in der Nacht zum Sonntag. Als der Mannschafts-Bus gegen 2.00 Uhr in der Trainings-Akademie eintraf, jubelten hunderte Fans der Mannschaft zu. Es war der Auftakt der Feierlichkeiten, die am Nachmittag mit einer Mega-Party am Terrassenufer ihren Höhepunkt hatte.
Trainer Stamm setzt neue Impulse
Ein Vater des Erfolgs ist Trainer Thomas Stamm. Der Schweizer schaffte gleich in seiner ersten Saison das, worauf man bei Dynamo teils vollmundig, teils zurückhaltender immer wieder hingearbeitet hat. Er schaffte es mit seiner ruhigen, überlegten Art, die Spieler wieder zu einem Team zu formen.
Er fand eine gute Mischung aus routinierten Akteuren wie Kutschke, Niklas Hauptmann oder Christoph Daferner und jungen Leuten aus dem eigenen Nachwuchs wie Jonas Oehmichen oder Tony Menzel. Die großen Grabenkämpfe innerhalb des Teams, die vergangene Saison den Aufstieg verhindert hatten, fanden diesmal nicht statt oder wurden zumindest nicht öffentlich ausgetragen.
Bislang keine Transfers bekannt
Was das für die 2. Bundesliga bedeutet, ist derzeit schwer voraussehbar. Bislang ist nur wenig nach außen gedrungen, wie die Mannschaft in der kommenden Spielzeit aussehen wird. Klar, man will Torjäger Daferner wieder aus Nürnberg fest verpflichten. Auch die Magdeburger Leihgabe Andi Hoti steht auf dem Einkaufszettel. Wer gehen soll/muss, ist derzeit völlig unklar. Nach den Feierlichkeiten, die laut Kutschke die nächsten Tage, vielleicht auch Wochen andauern werden, wird man schlauer sein. (dpa)