- Ginge es nach der Bürgerinitiative, würde schon am Grenzübergang Reitzenhain (Foto) ein Nachtfahrverbot für Lkw gelten.
OB Schulze: Geheimer Kulturhauptstadt-Termin statt Lärmschutz-Gipfel
Die Petition für ein Nachtfahrverbot für Lkw an der B 174 haben über 3.000 Menschen unterschrieben. Das Problem lärmt, nervt und drängt. Selbst der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze hatte gegenüber der Bürgerinitiative eingeräumt, dass „die Verkehrssituation an der B 174/Südring unbefriedigend ist“.
Trotzdem bleibt er einem Runden Tisch zum Thema am Freitag (22. August) fern. Ein Termin im Rahmen der Kulturhauptstadt verhindere sein Kommen. Auf Nachfrage im Rathaus, um welchen wichtigen Termin es sich handele, hieß es nur: Dies werde nicht öffentlich gemacht.
Für Jürgen Mädler, den Chef der Bürgerinitiative Lärmschutz B 174, ist das schwer nachzuvollziehen: „Wir wollten dem OB die über 3.000 Petitions-Unterschriften persönlich übergeben. Aber offensichtlich gibt es für ihn Wichtigeres.“
Bürger sauer – Lärm macht krank
Seit Jahren kämpfen Anwohner von Reichenhain bis Altenhain gegen den Verkehrslärm. Jürgen Mädler von der BI Lärmschutz: „Meine Frau hat nachts um vier 64 Dezibel am Fenster gemessen. Erlaubt sind 49. Das ist, als würde ständig jemand neben deinem Bett reden.“Viele berichten von Schlaflosigkeit, Herzproblemen und Dauerstress. „Wir wollten dem OB die Petition persönlich geben. Aber für ihn scheint anderes wichtiger zu sein“, so Mädler.
Darum geht es bei der Petition
Die Initiative fordert ein Nachtfahrverbot für Brummis. Der Grund: Eigentlich führt die offizielle EU-Route über Prag und die A 17. Doch viele Lkw nehmen die B 174 als billige Abkürzung – gerade nachts rollen Tausende durch Chemnitzer Wohngebiete.
Reitzenhain dicht – keine Ausweichroute
Kritiker befürchten, dass Lkw bei einem Nachtfahrverbot nur auf andere Straßen ausweichen. Die Initiative widerspricht: „Wenn am Grenzübergang Reitzenhain nachts dichtgemacht wird, fährt hier keiner mehr. Es gibt im Korridor keine Ausweichroute.“ So sei echte Entlastung möglich – ohne dass andere Orte zusätzlich belastet würden.
Stadt kontert mit Gegenargumenten
Im Rathaus heißt es: Ein Nachtfahrverbot sei schwer zu kontrollieren und könne hohe Kosten verursachen. Außerdem sei das Land Sachsen für die Bundesstraße zuständig, nicht die Stadt. Geplant ist eine neue Lärmschutzwand bei Altenhain sowie passiver Schallschutz für Anwohner – Umsetzung ab 2026. Mehr gebe es nicht. Mädler winkt ab: „Ein absurdes Projekt. Die Trasse ist fast sechs Kilometer lang, die geplante Lärmschutzwand 130 Meter. Außerdem soll sie vor eine schon bestehende Wand gebaut werden. Das versteht niemand.“
Wer kontrolliert das Verbot?
Die BI verweist auf GPS, Mautsysteme und digitale Fahrtenschreiber. „Das ist wie beim Tempolimit – nicht jeder wird erwischt, aber die meisten halten sich dran.“ Die Verwaltung zweifelt: Polizei und Ordnungsamt hätten dafür kaum Kapazitäten.
Wie geht es weiter?
Am Freitag wird die Petition nun an Baubürgermeister Michael Stötzer übergeben. Der OB bleibt fern. Für die Bürgerinitiative ist klar: Sie will den Druck erhöhen – und den Lärm endlich stoppen.