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  • Links der letzte Steinhaufen, rechts das Fundament des Pfeilers - das ist alles, was von der Brücke übrig ist

Carolabrücke: Ein Jahr danach

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Ein Jahr ist es her, dass in Dresden die Carolabrücke eingestürzt ist. Ein Ereignis, das nicht nur das Stadtbild, sondern auch das Leben vieler Dresdner verändert hat.

Die wichtigste Elbquerung der Landeshauptstadt wurde von einem auf den anderen Tag gekappt. Plötzlich war alles anders. Neue Wege mussten gefunden werden - für Fußgänger, Radfahrer, Autos, Straßenbahnen und auch für die Schiffe der Weißen Flotte.

Das Wunder von Dresden 

Wie durch ein Wunder wurde bei dem Einsturz eines Brückenzugs am 11. September 2024 niemand verletzt. Kein Mensch und kein Auto waren zu der frühen Morgenstunde auf der Brücke. Die sächsische Landeshauptstadt entging jedoch nur knapp einer Katastrophe, denn nur wenige Minuten zuvor fuhr die letzte Straßenbahn über die Gleise, die später im Flussbett lagen. 

Jetzt, ein Jahr später, ist die Carolabrücke komplett verschwunden. Auch die beiden anderen der insgesamt drei Brückenzüge waren nicht zu halten und mussten abgerissen werden.

Audio:

Der Projektleiter von Hentschke Bau musste seine sanierte Brücke wieder abreißen
Baubürgermeister Stephan Kühn war geschockt über die Nachricht

Die Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971 verlief entlang der Bundesstraße 170 mitten durch die Dresdner Innenstadt, zuvor passierten sie täglich mehr als 30.000 Fahrzeuge und mehrere Straßenbahnlinien.

Das Bauwerk bestand aus drei parallel verlaufenden Strängen, den Brückenzügen A, B und C. Konsequenzen hatte der Einsturz weit über die Stadt hinaus, denn als Ursache gilt ein Schaden, für den besonders Spannbetonbrücken aus den 1960er bis 1980er Jahren anfällig sind. Im Brückenzug C, über den Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, löste Feuchtigkeit eine sogenannte Spannungsrisskorrosion aus. Zahlreiche Spannglieder der Brücke versagten, die Spannkraft des Bauwerks ging verloren.

Das Jahr in Bildern

OB Dirk Hilbert erinnert sich an den 11. September 2024

Abrisskosten verschlingen Millionen 

In Dresden zogen sich die Abrissarbeiten monatelang hin. Erst im Mai beseitigten Bagger die letzten Reste des eingestürzten Brückenzugs, der zwischenzeitlich zum beliebten Fotomotiv avanciert war. 

Im Juni folgte der Abriss der noch stehenden restlichen Brückenteile. Allein beim Abriss der beiden - kürzlich erst sanierten Brückenzüge A und B rund 21.0000 Tonnen Beton und 2000 Tonnen Spann- und Bewehrungsstahl der Brücke selbst abtransportiert,  hinzu kamen 11.000 Tonnen Steine für die temporäre Baustraße in der Elbe und 18.000 Tonnen sogenannte Wasserbausteine.

Inzwischen sind auch diese Arbeiten fast abgeschlossen, der Blick auf das Stadtpanorama ist frei. Der Abriss wird die Landeshauptstadt voraussichtlich 32 Millionen Euro kosten, wie jüngst bekannt wurde. Schiffe können bereits seit Mitte August wieder ungehindert passieren, für Mitte September hat die Stadt freie Fahrt auf dem Terrassenufer unterhalb der Altstadt angekündigt.

Auch die Fuß- und Fahrradwege sollen dann wieder hergerichtet sein. Auf den Elbwiesen am anderen Flussufer dauert die Freigabe voraussichtlich einen Monat länger.

Was sagen die Dresdner und ihre Gäste?

Planung für neue Brücke läuft

Die alte Carolabrücke ist weg - nun wird mit Hochdruck der Ersatzneubau geplant. Im Jahr 2031 soll die neue Brücke stehen. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2028 könnte mit dem Bau begonnen werden.

Der Dresdner Stadtrat hatte im Sommer einen vierspurigen Ersatzneubau beschlossen. Die Ausschreibungsunterlagen für den Neubau wurden Anfang September veröffentlicht.

Es ist vorgesehen, dass vier Büros mit konkreten Entwürfen für die neue Brücke beauftragt werden. Diese sollen dann Ende Mai 2026 der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Der beste Entwurf wird dann verwirklicht.

Am Donnerstagabend, dem Jahrestag des Einsturzes, lädt die Gesellschaft Historischer Neumarkt, in den Rathaussaal zur öffentlichen Diskussion "Quo vadis Carolabrücke" - Visionen für die Zukunft sollen diskutiert werden. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr.